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Neuemission im Fokus: Greencells mit einer der ersten wirklich grünen Anleihen

Wer wie ESG-Kriterien erfüllt, darüber lässt sich bekanntlich diskutieren. Emittenten aus dem Bereich erneuerbarer Energien sind sicherlich etwas prädestinierter für das Green Bond Label als andere. Trotzdem sollte man stets genau hinsehen. Bei der Debütanleihe der Greencells gibt es jedoch keine zwei Meinungen.

Das Unternehmen emittiert eine Anleihe (DE000 A289YQ 5) mit einem Volumen von bis zu 25 Mio. EUR, fünf Jahren Laufzeit und einem Kupon von 6,5% p.a. Die auf Nachhaltigkeitskriterien spezialisierte Ratingagentur imug hat den Bond als im Einklang mit den Green Bond Principles (GBP) stehend qualifiziert und daher als Green Bond deklariert.

Interessierte Anleger können den Greencells Green Bond 2020/25 mittels öffentlichem Angebots noch bis voraussichtlich 7. Dezember (12 Uhr MEZ) über das Zeichnungstool DirectPlace der Frankfurter Wertpapierbörse ordern.

Gleichzeitig erfolgt durch die ICF Bank als Bookrunner eine Privatplatzierung an qualifizierte Anleger in Deutschland und ausgewählten anderen europäischen Ländern, Financial Advisor ist DICAMA.

Emittent

Greencells hat sich als EPC-Unternehmen (Engineering, Procurement und Construction) seit 2009 einen weltweiten Track-Rekord im Solarmarkt von 2,1 GWp installierter Leistung aufgebaut.

Seit dem Einstieg eines internationalen Eigenkapitalgebers und der Gründung der Schwestergesellschaft Greencells Group Holdings 2018 für die Projektentwicklung kann die Gruppe die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung über die Finanzierung und Realisierung bis zur Betriebsführung von Solarkraftwerken aus einer Hand abbilden.

2019 hat Greencells einen Umsatz von 85,5 Mio. EUR erzielt und dabei ein EBITDA von 5,5 Mio. EUR erwirtschaftet. 2020 wird das Unternehmen voraussichtlich mit einem Umsatz in ähnlicher Größenordnung abschließen können. Für die Folgejahre plant Greencells mit jährlichen Wachstumsraten von rund 30%. Für 2021 stehen bereits gesicherte Projekte mit einem nach Marktwerten erwartbaren Umsatz von 113 Mio. EUR in den Büchern.

„Wir verfügen bereits heute mit einer gesicherten EPC-Pipeline von 1,8 GWp über eine ausgezeichnete Basis für unser weiteres dynamisches Wachstum. Auf Grundlage aktueller Marktwerte können wir daraus einen Umsatz von über 850 Mio. EUR bis 2024 erwarten. Unser erfolgreiches Wachstum wollen wir durch die Mittel aus dem besicherten Green Bond nochmals beschleunigen“, erläutert Greencells-CEO und Gründer Andreas Hoffmann.

Greencells konzentriert sich sowohl in der Projektentwicklung als auch im EPC-Geschäft auf OECD-Länder mit Investment-Grade-Rating. Mehr als 75% der Projekte befinden sich in diesen Ländern, mehr als 50% der eigenen Entwicklungspipeline liegt in der EU. Zur Umsetzung dient der angestrebte Emissionserlös aus der laufenden Anleiheplatzierung.

Diese Fokussierung spiegelt sich auch im Sicherheiten-Basket für die aktuelle Anleihe wider. Darin sind Projekte aus Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden an einen Treuhänder verpfändet.

Laut Gutachten der Apricum GmbH auf Basis aktueller Marktdaten beträgt der Netto-Sicherheitenwert 34,5 Mio. EUR. Er steht damit einem Anleihevolumen von bis zu 25 Mio. EUR bzw. einem Gesamtvolumen für Zins und Tilgung von insgesamt 33,125 Mio. EUR gegenüber.

Zusätzlich erfolgt eine Sicherungsabtretung von Forderungen aus EPC-Verträgen des Emittenten für Solarprojekte in Höhe von mindestens 10 Mio. EUR. Neben den Sicherheiten besteht eine Kreditlinie der Schwestergesellschaft zugunsten des Emittenten über bis zu 33,125 Mio. EUR bis zum 31. Dezember 2025.

SWAP-Einschätzung

+ etablierter Marktplayer mit erfahrenem Management
+ umfangreiche Transparenz- und Folgepflichten bei der Anleihe-Emission
+ gut diversifiziert und international tätig, was Risiken mitigiert
+ allenfalls mittleres Schlüsselpersonenrisiko
+ Branche derzeit wieder mit Rückenwind, speziell nach der Abwahl Donald Trumps

– Kupon für einen Erstemittenten leicht unterdurchschnittlich
– mittlere branchentypische Abhängigkeiten von externen Faktoren wie Regulierung oder Subventionen
– gewisse Verzögerungen bei Projekten durch Corona-bedingte Einschränkungen
– Zinsdeckung kurzfristig etwas unterdurchschnittlich (ca. 2x für 2021e)

 

Fazit

Der Track Record stimmt und die Geschäftsentwicklung läuft seit Jahren in die richtige Richtung (Ausnahme: 2018). Auch wenn es kaum jemand so deutlich ausdrückt: Die Abwahl von Klimafeind Donald Trump dürfte ein Segen für die Branche sein. Sehr gut möglich ist nunmehr, dass sich erfahrene deutsche und europäische Spezialisten künftig im Land der künftig hoffentlich wieder unbeschränkten Möglichkeiten betätigen können. Doch auch in Europa gibt es in dieser Beziehung noch eine Bugwelle an Nachholbedarf aus den letzten Jahren. Wir rechnen mit weiteren Emissionen aus diesem Sektor in nächster Zeit. Greencells ist zwar nicht die erste (Photon, SUNfarming etc.), aber sicher auch nicht die letzte. Dafür eine der solidesten.

Falko Bozicevic

Quelle: www.bondguide.de