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Der Machtkampf bei der Alno ist eskaliert – Aktuelle Situation

Die First EPA Holding hat beim Amtsgericht Hechingen einen Antrag auf Aufhebung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung bei der Alno AG gestellt.

Aktuelle Situation

Das Insolvenzverfahren der Alno AG sowie der Tochterfirmen Wellmann, Pino und Bruno Piatti wird, wie vom Amtsgericht Hechingen bewilligt, in Eigenverwaltung durchgeführt. Das heißt, die Führungsriege mit dem Vorstandsduo Christian Brenner und Andreas Sandmann leitet die Geschäfte weiter, allerdings unter Kontrolle und Unterstützung des vom Gericht eingesetzten Generalbevollmächtigten Andreas Hörmann, der jede Ausgabe bewilligen muss. Dazu gibt es noch einen Gläubigerausschuss mit Vertretern der Warenkreditversicherer, eines Factoring-Unternehmens, der Anleihegläubiger, der Agentur für Arbeit, des Pensions-Sicherungs Vereins aG und der Arbeitnehmer. In zwei anderen Ausschüssen sitzen neben Arbeitnehmervertretern, die Agentur für Arbeit und Warenkreditversicherer. “Bankenvertreter sind nicht vertreten, da die Alno AG und ihre deutschen Tochtergesellschaften keine Bankverbindlichkeiten haben”, stellt die Alno AG klar.

First Epa Holding

Die im März in Liechtenstein gegründete First Epa Holding AG, die ein Kaufangebot für die Alno-Tochterfirma Pino abgegeben hatte, beantragte nun, per Antrag beim Amtsgericht Hechingen, die Aufhebung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung bei der Alno AG und die Bestellung eines starken vorläufigen Insolvenzverwalters. Auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigte Thorsten Graf von der für Epa tätigen NewMark Finanzkommunikation GmbH den Eilantrag. Nach seinen Angaben hatte Epa zu Beginn den Plan, ein Sanierungskonzept für die gesamte Alno-Gruppe vorzulegen. Nach dem Insolvenzantrag für Alno am 12. Juli habe man sich dann auf Pino konzentriert. Das Epa-Konzept sah vor, die Nettoverschuldung von derzeit 176 Millionen Euro auf 19 Millionen Euro zu senken, und zwar, indem Fremdkapitalgeber ihre Forderungen in Aktien und damit Eigenkapital tauschen. Alno müsste dann jährlich zehn Millionen Euro weniger an Zinsen zahlen.

Kündigung von Stimmrechtsvereinbarungen

Im Sommer präsentierte der damalige Vorstandschef Max Müller die Tahoe GmbH, eine Tochterfirma der von der bosnischen Familie Hastor kontrollierten Prevent AG, als neuen Investor in die Alno, die den Aktienanteil des langjährigen Mehrheitsaktionärs Whirlpool übernahm. Als Stabilitätsanker bezeichnete Müller den neuen Mitgesellschafter, mit dem er eine Stimmrechtsvereinbarung über seinen eigenen Alno-Aktienanteil von 6,67 Prozent abschloss. Nun hat Müller diese Vereinbarung gekündigt, was Alno als unrechtmäßig und nicht wirksam bezeichnet. Selbst den behaupteten Sachverhalt unterstellt, ergibt sich kein außerordentlicher Kündigungsgrund für eine vorzeitige Kündigung. Man behalte sich deshalb rechtliche Schritte vor. Bis zum 24. August wurden nun alle Stimmrechtsvereinbarungen gekündigt, sodass Tahoe derzeit “nur” noch rund 26 Prozent des Grundkapitals kontrolliert.

Gerüchte um Nobilia

Deutschlands führender Küchenmöbelhersteller, die im westfälischen Verl ansässige Nobilia, die täglich 30 000 Küchenschränke fertigt und 2016 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erzielte, verfolgt die Berichterstattung über Alno sehr intensiv, wie Marketingleiterin Sonja Diermann auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigte. Sie verneinte aber Gerüchte, wonach Nobilia den Konkurrenten übernehmen oder in Pfullendorf eine Produktionsstätte aufbauen will. Die Nobilia-Sprecherin bestätigte, dass man Bewerbungen von Ex-Alno-Beschäftigten prüfe, wobei man bezüglich der Arbeitsplatzsituation über verschiedene Lösungsansätze nachdenke, damit die Bewerber ihr persönliches Umfeld in der Region behalten könnten.

Statements der Beteiligten

Auf Anfrage des SÜDKURIER erklärte Alno-Pressesprecher Markus Gögele, dass sich das Unternehmen zu dem Eilantrag nicht öffentlich äußere. Sollte das Amtsgericht vom Konzern eine Stellungnahme einfordern, würde man dieser Aufforderung nachkommen. Für die First Holding Epa ergänzte Thorsten Graf, dass man einen hohen Zeitdruck habe, auch weil es im Insolvenzverfahren viele Beteiligte gebe. Er bestätigte auch, dass es im Oktober 2016 ein Treffen zwischen Ex-Vorstandschef Müller und Vertretern von Tahoe/Prevent gab, bei dem es um die Strategie für die Alno ging. Müller und Demirtas wollten durch Kapitalmaßnahmen eine Sanierung voranbringen und betrachteten Tahoe als willkommenen Kapitalgeber, während dieser eigene Pläne verfolgte. “Man hat sich die falschen Partner ausgesucht”, resümmiert Graf.

Gegenseitige Vorwürfe

Die Tahoe GmbH wirft der Alno-Unternehmensführung vor, dass die im Sommer 2016 vorgelegten Zahlen nicht der damaligen wirtschaftlichen Situation entsprochen hätten. Tatsächlich meldete die Alno für das Geschäftsjahr 2016 einen Verlust von 67 Millionen Euro und die Schuldenlast erhöhte sich auf 400 Millionen Euro. Die Gläubiger um die Epa Holding werfen der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor vor, dass man versprochene Gelder nicht überwiesen und so die Situation bewusst weiter verschärft habe.

Hauptlieferant Bauknecht hat einen Lieferstopp für Elektrogeräte angedroht

49 Seiten umfasst der Antrag der First EPA Holding, mit dem beim Amtsgericht Hechingen die Aufhebung des Insolvenzverfahrens der Alno AG in Eigenverwaltung und die Einsetzung eines starken vorläufigen Insolvenzverwalters gefordert wird.

  • Als Begründung nennt die im Auftrag von Epa in München ansässige Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek PartGmbB, dass Kunden aufgrund unvollständig gelieferter Küchen keine Zahlungen mehr leisten, wofür eine “inkompetente Führung” bei der Alno verantwortlich gemacht wird. Manche Kunden hätten schon mit dem Abverkauf von Musterküchen begonnen und der Alno-Hauptlieferant, der ehemalige Mehrheitsaktionär Whirlpool beziehungsweise Bauknecht Hausgeräte GmbH, habe am 21. August in einem Schreiben mitgeteilt, dass man kurzfristig die Belieferung einstellen werde, wenn die Eigenverwaltung nicht beendet wird. Des Weiteren wird der Vorwurf erhoben, dass man die Insolvenz für Pino hätte verhindern können, wenn der anwaltliche Berater der Alno AG das Kaufangebot der Hauptgläubigerin sprich der First Epa angenommen hätte. Kritisiert wird in dem Antrag auch, dass der durch die Familie Hastor eingesetzte Aufsichtsrat unter Umgehung des damaligen Vorstandsvorsitzenden Max Müller direkte Zahlungsanweisungen an den Leiter des Finanz- und Rechnungswesen erteilt habe.
  • In dem Antrag wird der amtierende Vorstandsvorsitzende Christian Brenner, der im Mai das Amt von Max Müller übernommen hatte, als nicht geeignet für das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bezeichnet, weil er in die Unternehmensgruppe der Familie Hastor eingebunden sei und über keine Branchenerfahrung verfüge. Auch im Aufsichtsrat verfügt Tahoe über die Mehrheit der Sitze.
  • Am 15. August übersandten die anwaltlichen Vertreter der First Epa Holding die Mitteilung, dass die Holding am Erwerb der gesamten Alno-Gruppe interessiert sei, wird in dem Eilantrag erklärt. Nach Informationen des SÜDKURIER hat die Alno AG bis zum 10. September Zeit eine Stellungnahme zu dem Antrag abzugeben. (siv)

Quelle: http://www.suedkurier.de/region/linzgau-zollern-alb/pfullendorf/Der-Machtkampf-bei-der-Alno-ist-eskaliert;art372570,9387132